Konflikte mit Frankreich
Die außenpolitischen Beziehungen zwischen Frankreich und Madagaskar sind bereits seit der Unabhängigkeit Madagaskars angespannt. Die jahrelange Unterdrückung des madagassischen Volkes durch die Kolonialpolitik, die Ausbeutung und bisweilen auch schwere Misshandlung der Einheimischen hat in deren kulturellem Gedächtnis seine Spuren hinterlassen. Mit der Unabhängigkeit konnten die Einwohner des Inselstaates endlich Nationalstolz und ein eigenes Nationalverständnis entwickeln. Lediglich die Iles Ésparses – zu Deutsch: verstreute Inseln – sind bis heute nationales Eigentum Frankreichs. Die Inseln haben damit nach wie vor den Status von französischen Überseegebieten und werden von einem entsprechenden französischen Präfekten verwaltet. Die meisten der Inseln dürfen ohne eine Sondergenehmigung nicht einmal betreten werden. Madagaskar versucht nun schon seit Jahrzehnten die Inseln in das eigene Staatssystem einzugliedern, stößt aber seitens Frankreich auf größten Widerstand. Frankreich nutzt die Inseln als Standort für meteorologische Forschungen und beherbergt dort zudem militärische Stützpunkte, die das Land unter keinen Umständen aufgeben möchte. Erst kürzlich hat die französische Regierung den nach eigenen Angaben rechtmäßigen Besitzanspruch durch öffentliche Bekundungen erneut untermauert. Die Proteste der Madagassen wurden und werden dabei nicht weiter beachtet. Les Iles éparses und die Insel Madagaskar eint schon seit jeher eine aufreibende Geschichte. Ein Beilegen der Konflikte scheint nicht in nächster Nähe.
Gefahr für einzigartige Ökosysteme
Besonders brisant wird diese Thematik, weil einige der Inseln attraktive Bodenschätze bergen könnten. Erst kürzlich wurden Erdöl- und Erdgasvorkommen auf der Insel Juan de Nova entdeckt. Die Förderungsrechte hierfür besitzt Frankreich. Gerade diese Entwicklung ist aus Perspektive von Naturschützern als überaus riskant einzustufen: Viele der Iles éparses beherbergen einzigartige Ökosysteme und bedürfen einem besonderen Schutz dieser. Wenn nun der Abbau von Bodenschätzen im großen Stil betrieben wird, sind diese Gebiete akut bedroht. Für viele Vogelkolonien und auch Meeresschildkröten bedeutet dies den unweigerlichen Untergang.
Die meisten der Iles éparses sind so klein, dass sie bisher als unbewohnt galten. Einzig die Insel Tromelin hat im Laufe der Geschichte einmal über längere Zeit hinweg Menschen beherbergt. Diese landeten nach einem Schiffbruch allerdings eher unfreiwillig auf der unwirtlichen Insel und mussten bis zu ihrer Rettung unter schier unmenschlichen Bedingungen dort ausharren. Teilweise ist bis heute nicht geklärt, wie die Menschen auf der Insel überleben konnten.