Madagaskars Artenvielfalt hautnah erleben.
Sifakas, Indri-Indri, Catta, Aye-Aye, Microcebus und viele mehr
Im alten Rom bezeichnete „Lemur“ einen Nachtgeist. Heute hingegen ist „Lemur“ die gängige Sammelbezeichnung für die auf Madagaskar lebenden Feuchtnasen- oder Halbaffen, wie sie zoologisch korrekt genannt werden. Lemurenarten waren einst auf allen Kontinenten vertreten, wurden allerdings evolutionär von anderen, höheren Affen verdrängt. Oft wird davon ausgegangen, dass sich die Art aufgrund mangelnder Anpassungsfähigkeit an veränderte Umwelt- und Lebensbedingungen nicht durchsetzen konnte. Das Vordringen großer Lemurenarten bis in einige madagassische Innenstädte hinein beweist hingegen das Gegenteil: wo sie in Ruhe gelassen werden, vermögen Lemuren durchaus neue und andere Lebensräume für sich zu erschließen!
Madagaskars Artenvielfalt
Auch in Bezug auf die drolligen Lemuren zeigt sich die besondere Artenvielfalt, die die Insel im Laufe der Jahrmillionen zu Tage gebracht hat. Insgesamt 75 Arten der Halbaffen leben heute auf der Insel. Die meisten Spezies leben, ebenso wie bestimmte Arten von Chamäleons, nur in sehr kleinen Gebieten der Insel. Ausnahmen hierbei stellen die ringelschwänzigen Kattas (Lemur Catta), die Sifakas (Propithecus) sowie die braunen Lemuren (Eulemur) dar, die man auf der ganzen Insel antreffen kann. Auch das Fingertier (Daubentonia madagascariensis) ist wohl weiter verbreitet, als früher angenommen. Beobachten lassen sich die Tiere aufgrund ihrer nachtaktiven Lebensweise leider nur selten. Eine Begegnung mit dem immer ein wenig erstaunt dreinblickenden „Aye-Aye“, wie das Fingertier von den Einheimischen auch genannt wird, gilt deshalb als ausgesprochener Glücksfall. An Orten, an denen Besuchern sich respektvoll gegenüber der Natur verhalten, haben einige Arten der Lemuren aber ihre Scheu gegenüber den Menschen verloren. In einigen Nationalparks uns privaten Reservaten, ist es somit ein leichtes ein schrulliges Sifaka oder einen braunen Lemuren mittels süßen Obstes anzulocken. Dabei ist jedoch auch Vorsicht geboten: Auf der „Badeinsel“ Nosy Be oder im Isalo-Nationalpark haben die Tiere durch Anwesenheit unbedarfter Touristen ein beachtliches Geschick beim organisierten, gemeinschaftlichen Diebstahl entwickelt. Selbst in Zelte und Bungalows dringen die braunen Burschen dann ein, um Essbares zu finden.
In den meisten Fällen jedoch halten die Lemuren vornehme Distanz zum Menschen und lassen allenfalls eine Annäherung zu. Eigensinnig, wie Lemuren sind, nehmen sie selten Rücksicht auf Kameras. Einen Schnappschuss von einem Lemur zu bekommen, kann somit als großes Glück bezeichnet werden.
Der Tanz der Sifakas
Die Sifakas, neben den Indris die größte Lemurenart, bestechen vor allem durch ihr wunderschönes, dichtes Fell, ihr Geschick bei der Fortbewegung im Geäst – und durch ihre eindrucksvolle Fortbewegungsweise auf ebener Erde: Das Sifaka bewegt sich dort in akrobatischen Vorwärts- und Seitwärtssprüngen. Aufgerichtet, auf den Hinterbeinen stehend, scheinen die Sifakas eher zu tanzen als zu laufen, was ihnen auch die Bezeichnung tanzender Lemur eingebracht hat. Zu den beeindruckendsten aller Lemuren zählen ohne Zweifel die letzten Vertreter der Familie der Riesenlemuren, die sagenhaften und besonders großen „Indri-Indris“. Diese sanften Tiere sind mit einem Lebendgewicht von bis zu 14 Kilogramm, dem fehlenden Schwanz und dem schwarzweißen Fell auf den ersten Blick eher kleinen Bären ähnlich. Sie treten meist in Gruppen auf und verständigen sich über viele Kilometer durch ihre berühmten, durchdringenden, melodischen Singschreie. Wer Lemuren in freier Natur beobachten will, sollte eine gewisse Beweglichkeit im oft wenig wegsamen Gelände zeigen – oft gilt es, den Tieren rasch durch das Unterholz zu folgen, wenn einer der Fremdenführer eine Gruppe Lemuren im Wald gesichtet hat. Im Andasibe-Nationalpark sowie im Zahamena-Nationalpark finden sich die letzten Populationsreste der einstmals bis nach Antananarivo verbreiteten, „Babakoto“ genannten Lemurenart. Vor allem im erstgenannten ist es leicht, den Tieren nahezukommen, teilweise kommen diese auch bis an die Hotelanlage heran und lassen sich vom Bungalow aus beobachten! Um den drolligen Lemuren nahe zu kommen, eignen sich vor allem Individualreisen nach Andasibe, bei denen erfahrene Guides die persönlichen Wünsche der Reisenden berücksichtigen können.