Die dramatische Dürre im Süden von Madagaskar
Humanitäre Organisationen beschreiben eine Dürre von beispiellosem Ausmaß im Süden Madagaskars.
In der Region kommt es immer wieder zu Episoden von akutem Niederschlagsmangel.
Vergessene humanitäre Krisen in der Welt… Madagaskar an der Frontlinie
Diese Situation hat einen Namen: kéré, „Hungersnot“ auf Madagassisch. Von Tuléar bis Fort-Dauphin haben einige Gebiete seit Januar 2020 keinen Regen mehr erhalten. Die Menschen kochen Wurzeln, sind auf Mangos oder Kakteen angewiesen, um sich zu ernähren. 1,5 Millionen Menschen brauchen dringend Hilfe, die Welt schaut weg weil sie mit Covid beschäftigt ist.
Es gab etwa 260 Tote durch Covid in 10 Monaten, wie viele durch verhungern oder verdursten?
Fast 20.000 Kinder unter fünf Jahren sind von schwerer Unterernährung bedroht, die medizinische Hilfe erfordert. Darüber hinaus hat der Covid-Ausbruch die Schulen geschlossen, so dass die Schulkinder keine tägliche Mahlzeit mehr bekommen können.
Die Dürre bewirkt eine dramatische Hungersnot im Süden von Madagaskar über die ich schon in folgenden Blog Einträgen berichtet hatte:
https://www.urlaub-auf-madagaskar.com/die-ueberlebensmigrationen-im-sueden-von-madagaskar/
und auch
https://www.urlaub-auf-madagaskar.com/nahrungsmangel/
Trotz geringer Sterblichkeit durch Covid sind unglaubliche Summen von der WHO und von Frankreich nach Antananarivo geflossen aber der Süden ist wie immer vergessen.
Binnenmigrationen aus Notwendigkeit
Mittlerweile kommen täglich ausgehungerte Migranten aus dem tiefen Süden bis in die Hauptstadt Antananarivo.
Arbeitslosigkeit, fehlende Chancen und Möglichkeiten zum Lebensunterhalt sowie Umweltveränderungen gehören zu den Haupttreibern der Migration in Madagaskar und führen zu komplexen Migrationstrends sowohl innerhalb des Landes als auch über die Grenzen der Insel hinaus.
Das madagassische Staatsgebiet ist durch sehr starke räumliche Ungleichheiten gekennzeichnet, die überbevölkerte Flächen leeren Flächen gegenüberstellen. Migration kann daher als Mittel zur Verringerung des demografischen Drucks und der landwirtschaftlichen Unterbeschäftigung in bestimmten Regionen in Frage gestellt werden und gleichzeitig als Mittel zur Bewirtschaftung von Gebieten, die derzeit aufgrund eines Mangels an Landwirten unberührt sind.
Migration könnte dann einer der Bausteine für den Weg aus der demografisch-ökonomischen Sackgasse sein.
Eine bessere Auslastung des ländlichen und damit auch des landwirtschaftlichen Raums könnte auch zur Erreichung der Entwicklungsziele beitragen, indem sie eine Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion, eine Verringerung der Unterbeschäftigung und damit der Armut der Landbevölkerung ermöglicht.
Hier handelt es sich aber um Überleben und um das Aufgeben eines traditionellen Lebensbereiches wo die Ahnen immer gelebt hatten, wo eigene Traditionen, Tabus und Volksstämme das Leben der Einwohner markiert hatte.
Diese Menschen haben keinerlei Zugang zu Informationen oder auch nur Vorstelllungen wie es außerhalb ihres kargen Lebensbereiches sein könnte.
Es gibt halt keine Alternativem mehr zwischen verhungern & verdursten oder der fernen Ungewissheit.
Globale Bewegungen vom Süden zum Norden – eine wenig bekannte Völkerwanderung
Ein wachsendes Phänomen. In den letzten Jahren gab es einen deutlichen Anstieg der internen Migrationsströme aus dem Süden des Landes in die städtischen Zentren und ländlichen Gebiete im Westen und Nordwesten.
Zwar ist die Binnenmigration in Madagaskar kein neues Phänomen, aber die Dynamik, die dieser Migration zugrunde liegt, hat sich deutlich verändert und verschlechtert. Sie hat Auswirkungen, die vorher nicht zu beobachten waren, und stört die lokale, regionale und nationale soziale, politische und wirtschaftliche Dynamik.
Klimaprobleme begünstigen die Fernwanderung.
Die Opfer von Kere (Dürre und Hungersnot im Süden von Madagaskar) im Süden der Insel sind in den letzten 100 Jahren in die Regionen von Menabe oder Atsimo-Andrefana gewandert.
Um an Land zu kommen, entscheiden sich diese Migranten für Rodung oder Abholzung. Aber das Schlimmste ist, dass im Moment einige von ihnen im Westen von ausgebeutet werden, um Mais und Erdnüsse für den Import oder die Lebensmittelverarbeitung anzubauen“, warnt der stellvertretende Forschungsdirektor am Nationalen Zentrum für Umweltforschung (CNRE). Auf der anderen Seite erhöht die unkontrollierte Migration in Androy und Menabe die Spannungen und sozialen Konflikte und stellt eine Gefahr für den Frieden und den sozialen Zusammenhalt dar.
Fehlende Statistiken
Madagaskar verfügt über keine ausreichenden Daten zur Binnenmigration. Einer der Gründe für die Einrichtung einer Beobachtungsstelle für Binnenmigration, die das Ergebnis einer Partnerschaft zwischen der Internationalen Organisation für Migration (IOM), UNDP und CNRE ist. Seine Einrichtung wird es ermöglichen, Umfragen zu verstärken, um die aktuelle Situation zu bewerten und die Ergebnisse zu bestimmen.
Tatsächlich soll die Beobachtungsstelle eine erste Struktur im Land sein, die als Referenzplattform dient, um Wissen über eine Reihe sozialer, politischer, wirtschaftlicher und ökologischer Parameter und Themen, die in Madagaskar im Zusammenhang mit internen Migrationsphänomenen auftreten, zu untersuchen, zu produzieren und im Laufe der Zeit zu verfeinern.