Madagaskars Kampf gegen neue Heuschreckenplagen
Es ist allgemein üblich großen Insektenplagen mit entsprechenden Insektiziden beizukommen. Auch im Falle der Wanderheuschrecken wurde aus diesem Grund lange auf das Universalinsektizid DDT zurückgegriffen. Das Überhandnehmen der gefräßigen Insekten konnte so erfolgreich eingedämmt werden. Heute wird der Einsatz von Insektiziden eher kritisch beäugt: Nicht nur, dass der Einsatz eines Breitbandinsektizids die empfindlichen Ökosysteme auf lange Zeit gefährdet, auch reichern sie sich in erheblichen Maßen in der Nahrungskette an und haben damit unkontrollierbare Langzeitfolgen.
Die Wissenschaft hat heutzutage feinere und wirksamere Waffen, um gegen Heuschrecken vorzugehen. Durch genaues Studium der Lebensweise der Insekten, kann diese ausgenutzt und zur Waffe gegen eine überhandnehmende Ausbreitung verwendet werden. Das Verhalten von Heuschrecken ist hormongesteuert. So fand man heraus, dass sich die eigentlich singulär lebenden Tiere nur dann in Schwärmen zusammenfinden, wenn sie ein entsprechendes Hormon ausschütten. Freigesetzt wird das Hormon, wenn die Heuschrecken ihre Hinterbeine aneinanderschlagen. Ist dieses Hormon in großen Mengen vorhanden, ballen sich die Insekten in Schwären von bis zu einer Milliarde Tieren zusammen. Zuletzt hat so die große Wanderheuschreckenplage von 2013/14 Madagaskars Landwirtschaft in eine tiefe Krise geführt. Anstatt der schädlichen Breitbandinsektizide werden Heuschrecken heutzutage mit ihren eigenen Waffen geschlagen: So werden Hormone eingesetzt, die nicht nur das Schwarmverhalten verhindern, sondern sogar die Larvenbildung hemmen. Der Einsatz dieses für das Ökosystem und damit auch für den Menschen unschädlichen Mittels ist allerdings sehr teuer. Um mithilfe von Hormonen eine weitreichende Bekämpfung der überhand nehmenden Heuschrecken vorzunehmen, bräuchte Madagaskar zusätzliche Mittel in Höhe von mehreren Millionen Euro im Jahr.
Günstigere Alternativen für die Bekämpfung von Heuschrecken
Es gibt weitere Ansätze Heuschrecken nachhaltig zu bekämpfen, die jedoch nur teilweise praxiserprobt sind. Auch dabei profitiert man von der genauen Kenntnis der Lebensweise der Insekten. Allen Heuschreckenarten ist gemeinsam, dass sie einfallen, weil sie auf Nahrungssuche sind oder weil sie sich nach langem Flug aus Erschöpfung niederlassen, um später zu fressen. Dieses Bedürfnis der Schädlinge zu ruhen und zu rasten macht man sich in einigen Ansätzen Heuschrecken zu bekämpfen zu Nutze. Schon früher wurden Tiere, die das flugfähige Stadium noch nicht erreicht haben, vom Boden aufgefegt oder aufgesammelt. Ist der Befall zu groß, ist ein solches Vorgehen kaum noch möglich. Um auch großen Schwärmen Einhalt zu gebieten, werden nun in Uganda Installationen erprobt, die den Tieren einen Ruheplatz anbieten, bei dem sie dann über eine Rutsche in ein Sammelbecken zu befördern. Um den Tieren einen zusätzlichen Anreiz zu bieten sich niederzulassen, können an den Maschinen Duftstoffe angebracht werden, die die Insekten anlocken. Großen Heuschreckenplagen könnte man dadurch durch geringen Kostenaufwand beikommen. Die Anlagen lassen sich wiederverwenden und stellen keine Belastung für die empfindlichen Ökosysteme dar. Lediglich die Duftstoffe müssen bei einem großen Befall neu beschafft werden. Hoffen wir, dass sich diese kostengünstige und nachhaltige Methode große Heuschreckenplagen im Keim zu ersticken bald weitreichend etabliert.