Ende 1989 fand ein Französischer Edelsteinhändler Saphire in einem Angebot von Granatsteinen, zu dem Zeitpunkt wusste nur er das es sich um begehrte Edelsteine handelte und das es welche auf Madagaskar gäbe. Er wollte sofort eine Konzession beim Ministerium das für Minen zuständig ist in Antananarivo und als er etwa zwei Monate später wieder in Ilakaka ankam waren schon etwa 5000 Leute am Graben.
Am Anfang gab es kaum ein paar Hütten in dem Wüstenähnlichen Steppengebiet das etwa 25 Km südlich von Ranohira (Isalo N.P.), heute leben und arbeiten weit über 30000 Leute dort, die meisten kommen mit einem Spaten aus den nahen und fernen Provinzen um etwas zu verdienen.
Ilakaka ist trotz der demographischen Explosion noch bis heute keine Stadt sondern eine „Zone minière“, eine Minen Zone. Ilakaka ist keine Stadt und hat auch keinen Namen, seit 23 Jahren wurde der Ort nach dem Bach der ihn durchquert benannt. Der Beginn des Rausches war brutal und chaotisch, viele Schürfer sind in den ersten Jahren nicht lebendig aus den eingestürzten Löchern hinausgekommen. Solche Informationen verbreiten sich in Windeseile kreuz und quer durch Madagaskar und die gleichen Phänomene wie bei dem Goldrausch vor 150 Jahren haben sich vor 23 Jahren in der Savanne auf Madagaskar abgespielt.
Tausende von armseligen Madagassen, hauptsächlich aus dem kargen Süden von Madagaskar sind nach Ilakaka ausgewandert um reich zu werden oder um einfach etwas verdienen zu können auch wenn man dafür sein Leben lassen muss. Die Leute haben angefangen Hütten um die Löcher herum zu bauen und auf irgendeine Weise dort zu
überleben. An der Hauptstraße entlang haben sich Händler angesiedelt, man kann alles kaufen was man zum Schürfen und zum Leben so braucht. Mittlerweile wird das Benzin auch nicht mehr in Flaschen und kleinen Kanistern am Straßenrand verkauft, es gibt eine Tankstelle. Natürlich gibt es auch alles was dem Ort seine Besonderheit gibt: Kasinos und Prostituierte, Händler aus Sri Lanka, Pakistan, Indien, Thailand und anderen Ost-Asiatischen Ländern die sich um den Einkauf und die mehr oder weniger legale Ausführung der Edelsteine kümmern. Europäer Händler gibt es mit Ausnahme von einem von Anfang an ansässigen Schweizer keine mehr, geschliffen wird in Asien.
Ein krasser Unterschied zwischen den elenden Hütten der Minenarbeiter und den riesigen Villen der Händler (hauptsächlich der Großhändler im etwa 60 Km entfernten Sakhara). Die Saphire findet man in einem ehemaligen Flussbett das sich 20 bis 25 tief unter der Erde unsichtbar & unterirdisch durch die trockene Landschaft windet.
Es handelt sich um eine sekundäre Ablagerung der Edelsteine im Kies des unterirdischen Flussbettes. Wo die Steine ursprünglich abgebaut wurden kann kein Geologe nachvollziehen. Als alles angefangen hatte, fehlten jegliche Erfahrungen in dem Bereich im tiefen Süden von Madagaskar und auch jegliche Notionen von Einsturzgefahr. Man wollte an die Edelsteine kommen und um ans Reichtum zu kommen musste man graben…dazu hatte man nur einen schmalen Spaten (Angady) der üblicherweise zum umstechen der Reisfelder verwendet wird als Werkzeug.
Zu der Zeit wurden brunnenartige Schächte von etwa 25 Meter Tiefe gegraben und wenn man nach etwa 5 Wochen schwerster Arbeit im ehemaligen Flussbett gelandet ist hat man Glück gehabt, wenn des Loch daneben war die Arbeit umsonst gewesen. Keine Erfahrung in dem Bereich, kein Holz in der wüstenähnlichen Savanne weit und breit und sowieso kein Geld um welches zu kaufen auch wenn es welches gäbe.
An der begehrten Kiesschicht angekommen wurde eben horizontal gegraben, ohne Abstützung, ohne Belüftung, mit eine Taschenlampe mit chinesischen Batterien als einzige Beleuchtung. Es gab so viel Tote das man andere Methoden erfinden musste um an die begehrten Edelsteine zu kommen. Seither werden 10 brunnenartige Löcher gegraben die
versuchen dem ehemaligen Flussbett in seinen Windungen zu folgen. Insoweit hat sich in der ersten Phase wenig geändert Die Löcher haben eine Durchmesser von etwa 70 cm und müssen durch die harte Erde, das Grundwasser und andere hindernisse bis zu einer Tiefe von 25 Metern gegraben werden. Die Arbeiter werden von oben „belüftet“ und zwar mit zusammengeklebten Plastikfolien die eine große Tüte ergeben mit einen „Schlauch“ aus dem gleichen Material der im Loch verschwindet. Die Tüte wir oben gegen den Wind gehalten, füllt sich mit Luft. Danach wird sie oben zugemacht und der Arbeiter presst mit seinem Körber die Luft ins Loch.
Wenn die 10 Löcher fertig sind wird der Kies ans Licht gebracht und aussortiert. Saphire sind nicht wie Gold das einfach gewogen wird und seinen Wert hat, mehrere Kriterien bestimmen den Wert: die Größe, die Form, die Farbe, die Durchsichtigkeit, die Einschlüsse und Risse. Ein einziger perfekter Stein kann viel mehr wert sein als ein ganzer Haufen Steine minderer Qualität. Jetzt müssen die Funde ausgewertet werden um zu versuchen Investoren zu finden die eine Totale Ausgrabung des Bereiches finanzieren.
Wenn die Proben aus den 10 Löchern den Erwartungen entsprachen braucht man etwa 30000 Dollar um ein riesiges Loch groß wie ein Fußballfeld zu graben, das dauert etwa 6 bis 9 Monate und benötigt oft bis zu 150 Leuten die in der sengenden Hitze die sterile Erde mit dem Spaten von einer Terrasse die sie angelegt haben auf die höhere werfen bis sie im Flussbett landen. Dann arbeiten nur noch sehr wenige & sehr gut bewachte Arbeiter am Kies. Dieser wird entweder direkt am Rande des Loches sortiert wenn die Leute reich genug sind um sich eine Motorpumpe zu leisten um mit dem ausgepumpten Grundwasser zu waschen.
Ein hölzerner Rahmen (etwa 2 X1 M) mit engem Gitter, rechts und links die Investoren, in der Mitte eine mit klarem Wasser gefüllte Coca Cola Flasche. Zwei Arbeiter haben jeweils eine Hand hinter dem Rücken und alle Finger Außer einem mit dem sie suchen zur Faust geballt, so können sie keine Steine entwenden mit einem Finger. Wenn ein Stein gefunden wird werfen ihn die Investoren unter den Blicken aller Anwesenden in die Flasche.
Wenn es keine Pumpe gibt wird der Kies in Säcken über mehrere Kilometer auf dem Kopf getragen und im Bach sortiert und gewaschen. Die Investoren wissen nur dann ob sich die Sache gelohnt hat oder ob sie Geld verloren haben, die madagassischen Arbeitskräfte wissen das sie etwas weniger als 2 € pro Tag für die Schufterei bekommen und das ohne jegliche Sicherheit am nächsten Tag wieder arbeiten zu können, alle sind Tagelöhner.
Die Erde von der Oberfläche bis zum ehemaligen Flussbett ist steril und ohne Bedeutung, man kann sich fragen warum man keine Bagger benützt anstatt monatelang Leute mit dem Spaten graben zu lassen: es ist billiger die Leute zu bezahlen als der Verschleiß und der Diesel der Maschinen kosten würde.
Als Europäer ist es unverständlich das es da so primitiv zugeht, aber wenn man die madagassische Logik kennt wird es verständlicher.
Es handelt sich um die bedeutendsten Saphirminen der Welt und das ist noch nicht einmal die einzige Besonderheit die diese Funde auszeichnet, nirgendwo anders auf der Welt gibt es Saphire in allen Farben des Regenbogens.
Von durchsichtigen Steinen geht es über, gelb, grün, rosa bis zu den weltweit bekannten blauen Edelsteinen.
Was für ein krasser Umweg von den beeindruckenden Minen im tiefen Süden Madagaskars, über die Schleifereien in Süd-Ost Asien, die Händler die sich daran bereichern bis in die Schmuckläden und die „haute joaillerie“ der berühmten Juweliere der Welt. Schließlich und endlich trägt jemand auf der Welt die Edelsteine ohne zu ahnen was sich dahinter verbirgt.