4 000 Kilometer um die südliche Hälfte Madagaskars
Teil 1- Von Antananarivo nach Morondava und zu den Tsingy von Bemaraha
Am 11. Juli 2016 um zwei Uhr nachts betraten wir, Martin und Heidi, in Antananarivo wieder einmal die rote Insel. Vor uns lag ein 27 tägiges Abenteuer mit einem, speziell angepassten 4×4 Toyota Landcruiser mit Fahrer.
Gleich an dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei dir Klaus, für deine organisatorischen und logistischen Vorarbeiten und immer guten Ratschläge, bedanken.
Das Abenteuer beginnt schon am Flughafen bei Ankunft. Wir stellen fest, dass nur die Hälfte unseres Gepäcks angekommen ist. Es wurde zum Glück mit der nächsten Maschine am Nachmittag nachgeliefert und auf ging es nach Antsirabe. Übernachtung im Hotel Chambres du Voyageur mit wunderschön angelegtem Garten, den wir leider erst auf dem Rückweg genießen konnte.
Auf der 490 km langen Tagesetappe nach Morondava, durchfahren wir das Hochland mit atemberaubenden Gebirgszügen und Flusstälern.
Die Straße N34 ist meist gut befahrbar und wir kommen zügig voran. Entlang der Ortsdurchfahrten herrscht immer geselliges Alltags-treiben. Die vielen kleinen Verkaufsstände und das große Angebot an frischem Obst verleiten uns oft zu einer kleinen Pause.
Ein Becher Kaffee und ein Stück süßes Fettgebackenes sind mir immer willkommen.
Von den Brücken der vielen Flüssen sieht man oft Menschen beim Wäsche waschen, die sie dann auf den Sandbänken oder am Ufer zum Trocknen ausbreiteten. Andere gehen der Körperpflege nach und spielende Kinder vertreiben sich die Zeit mit Spielen.
Nach ungefähr halber Strecke überqueren wir zum ersten Mal den Tsiribihina, einen großen Fluss, mit einer Fähre und ohne längerer Pause fahren wir weiter bis kurz vor Morondava, um noch rechtzeitig, vor dem Sonnenuntergang die berühmte Baobab Allee zu erreichen. Schon einige Kilometer davor sehen wir vereinzelt diese Baumriesen entlang unserer, mit saftigen, gelbgrünen Reisfeldern gesäumte Straße.
Bei Ankunft sind schon einige Touristen Vorort und es ist mir kaum möglich die Allee ohne sie zu fotografieren. Deshalb habe ich es vorgezogen die Piste zu verlassen und diese schönen, schlanken Baobabs aus anderer Perspektive zu fotografieren. Übernachtung in Morondava in der etwas von der Stadt abgelegenen, ruhigen Kimony Lodge 7:30 Aufbruch nach Bekopaka, dem Eingang zu den Tsingys von Bemaraha.
Es liegen 235 km erst sandige, dann aber immer härter werdende, schlechter Piste vor uns. Viele Kilometer weit sehen wir Flächen mit Buschwerk. Geschwärzte Reste von Baumstämmen stehen wie Mahnmale als Zeugen von großen Bränden dazwischen und je weiter wir nach Norden fahren, werden immer mehr Rauchfahnen am Horizont sichtbar. Vor Belo sur Mer fahren wir nun, fast wie in einem Korridor. In tiefen Sand, eingesäumt von vier bis fünf Meter hohem dichten Gestrüpp, ist ein aneinander Vorbeikommen bei Gegenverkehr kaum möglich und oft sind viele Einheimische in ganzen Gruppen unterwegs. Nicht mehr weit und wir erreichen den zum zweiten Mal den Tsiribihina und eine abenteuerliche Fähre bringt uns in einer 20 minütigen Fahrt über den Fluss nach Belo sur Tsiribihina. Entlang der Ufer be laden Menschen ihre Einbäume mit Waren um sie in die Stadt zu bringen.
Im Zentrum von Belo machen wir eine kurze Mittagspause und ich habe Gelegenheit Fotos vom alltäglichen Treiben und dem Markt zu machen.
Die Piste wird härter und nach eineinhalb Stunden haben wie die zuvor am Horizont gesehenen Rauchschwaden erreicht. Kleine Feuernester reich teilweise bis an die Piste. Das Landschaftsbild wechselt nun immer öfter von seither offenen, mit wenigen Büschen bewachsenen Grasflächen in bewaldete Flächen und müssen immer öfter in Senken durch noch nicht ausgetrocknete kleine Flüsse fahren. Um 15 Uhr erreichen wir dann die letzte Fähre über den Manambolo und es sind nur noch wenige Kilometer zu unserem Hotel in Bekopaka.
Früh morgens brechen wir zum oberen Eingang der Grand Tsingy auf. Nach 23 km, auf meist sehr schlechter, harter Piste erreichen wir nach eineinhalb Stunden endlich einen kleinen Parkplatz, unser Ziel. Im Schatten unter Bäumen haben Einheimische einen kleine Stand errichtet, wo man selbstgemachte Säfte und verschiedenes Essen kaufen kann. Normal bedienen sich nur die Fahrer dieser Möglichkeit aber ich habe mich nicht abhalten lassen Wildschwein mit Reis zu essen und ich muss sagen, es war sehr lecker. Von der Toilettenbenutzung kann ich nur abraten. Ich bin einiges gewöhnt, aber da habe sogar ich einen Busch vorgezogen. Nach anlegen des zur Verfügung gestellten Gurtzeugs (wegen des Schlechten Zustands bitte eigenes mitbringen wer hat!!) und einer kleinen Unterweisung, geht es auch schon auf Tour. Nach etwa 15 Minuten kommen wir in die Nähe eines Waldes der bis an die Tsingy heranreicht. In großer Entfernung sind die weißen Sifakas in den Bäumen zu sehen und im Wald auch Lepilemur randrianasoloi im Baum.
Nach leichtem Anstieg im Wald, kommen wir auch schon an die senkrecht aufragenden, scharfkantigen Felswände mit Nischen, Furchen und teils tiefen Spalten. Gesichert an Stahlseilen geht es mit klettern im Fels steil hoch und an schweren Stellen sind auch manchmal Leitern oder Steighilfen angebracht. Wir werden mit einer herrlichen Aussicht für die Anstrengungen belohnt. Mein Blick streift über bizarr geformte Felsnadeln, tiefe Schluchten und die darin wachsenden Pflanzen und Bäume, bis weit an den Horizont wo rote Steilhänge durch den Wald scheinen. Nach kurzer Rast und vielen Fotos geht es über zwei Hängebrücken an anderer Stelle wieder Steil hinunter und befinden uns jetzt an Grund einer engen Schlucht in einer Grotte.
Wir rasten hier eine paar Minuten im kühlen Schatten der steilen Felsnadeln, um eine Kleinigkeit zu essen und trinken. Plötzlich sehe ich eine Bewegung ungefähr vier Meter über mir an der senkrechten Felswand. Etwas klettert direkt zu uns herunter und dann erkenne ich einen Ringelschwanzmungo (Galidia elegans). Er scheint an Besucher gewöhnt zu sein, da er trotz Taschenlampe und Geräusche langsam bis auf einen Meter näher kommt. Jetzt krabbelt auch noch ein zweiter aus einem Loch in Bodennähe und sie suchen den Boden nach etwas fressbarem ab bis sie plötzlich verharrungslos in die Richtung einer engen Felsspalte schauen. Eine Ratte mit langem, buschigem Schwanz kommt hervor. Blitzschnell rennen die Mungos los und jagen sie unserem Ausgang entlang. Ich höre nur noch ein entferntes quietschen und der Spuk ist vorbei.
Es ist Zeit aufzubrechen. Beim gehen durch die kühlen Spalten scheuchen wir immer wieder kleine Vögel auf, die auch Schatten vor der sengenden Sonne an der Oberfläche suchen. Langsam wird es heller und wir erreichen den Ausgang dieses riesigen Felslabyrinths. Auf dem Rückweg zum Parkplatz durch den Wald, sehen wir noch Riesen Seidenkuckuck (Coua gigas), Pygmäen Eisvogel (Ceyx madagascariensis) und viele wunderschöne Schmetterlinge. Zurück am Parkplatz fahren wir auch gleich wieder die sehr schlechte Piste zurück zum Hotel. Den zweiten Tag verbringen wir mit relaxen und dem erkunden der Umgebung, da wir uns entschieden habe, die kleinen Tsingy wegen der extrem überzogenen Eintrittspreise nicht zu besichtigen. Andere Touristen mit denen wir gesprochen entschieden sich sogar nur im Hotel zu bleiben. Ich bezahlte für zwei Personen, ein Tag, Eintritt und Guide, 250 000 Ariary, was zu dem sehr guten Kurs den wie hatten ca. 70 EUR entspricht!
TEIL 2- VON Den TSINGY VON BEMARAHA über Kirindy nach Morombe
Wir brechen früh auf, um gleich mit der ersten Fähre über den Fluss zu kommen. Es geht denselben Weg bis etwa 60 km vor Morondava zurück. Es zweigt eine kleine Piste nach Osten ab und wir erreichen nach etwa 7 km Kirindy am späteren Nachmittag. Ich bin etwas enttäuscht da das Camp im Moment eine einzige Baustelle ist. Die Unterkünfte sind schlicht und sehr einfach, was mich aber nicht weiter stört. Für mich persönlich ist der Grund für den Besuch von Kirindy eigentlich nur, die Möglichkeit Fossas (Cryptoprocta ferox) zu sehen. Ein Guide sagt mir, dass zurzeit sich bis zu fünf Fossas um die Lodge aufhalten. Wir beziehen unsere Hütte und erkunden etwas die Umgebung. Einige Chamäleons, Insekten und Vögel sind zu sehen. Jetzt ist das Office geöffnet und wir melden uns für eine Nachtwanderung bei Einbruch der Dämmerung an. Wir beschließen uns zuvor noch etwas auszuruhen und gehen zurück in unsere Unterkunft. Am Restaurant vorbei, um die Ecke – WOW es ist kaum zu glauben! Ein großes Fossa-Männchen kommt aus dem Wald direkt auf uns zu! Mit einem Satz springt es auf einen Behälter, in dem sich Abfälle aus der Küche befinden und stöbert nach Fressbarem. Mit irgendwelchen Resten von einem geschlachteten Huhn verschwindet das Raubtier unter einer Hütte. Kaum verschwunden, da kommt schon eine zweite, etwas kleinere, aus einer anderen Richtung mit schnellem Schleichgang und verschwindet ebenfalls unter der Hütte. Beide Fossas jagen hervor, eine kurze Rauferei, eine verschwindet im Wald, eine wieder unter der Hütte und der ganze Spuk ist vorbei. Jetzt aber schnell noch das Abendessen bestellen, Kameras und Taschenlampen holen und schon fahren wir auch mit dem Auto und Führer etwas tiefer in den Wald. Wir gehen kreuz und quer etwa eineinhalb Stunden durch den Wald.
Leider haben wir kein großes Glück ein paar schlafende Vögel, ein nachtaktiver großer Lemur und weit entfernt ein Mausmaki. Auf dem Boden wenige Frösche und ein kleiner Gecko.
6:00 Uhr, 18 Grad. Es ist feucht, die Scheiben der Autos sind mit dicken Tautropfen beschlagen und wir machen uns auf die nächste 165 km lange Etappe. In Morondava tanken wir das Fahrzeug randvoll und besorgen uns noch etwas Proviant und Wasser. Es ist Sonntag und auch hier haben viele Geschäfte geschlossen. Vor einem geschlossenen Geschäft, mit angelehnter Tür, seht ein junger Mann, den wir nach einem geöffneten Geschäft fragen und welch ein Glück, er ist der Ladenbesitzer und bittet uns höflich hinein. Wir finden auch schnell was wir brauchen. Wir gehen durch den Markt, wo wir ein für ein vorgezogenes Mittagessen finden machen uns anschließend gleich auf den Weg, Richtung Belo sur Mer, zu unserer Unterkunft „Ecolodge du Manabe“.
Schon nach etwa 20 km durchfahren wir den Fluss Morondava. Er ist breit und führt noch in manchen Senken Wasser. Unser Fahrer hält am Ufer an, um sich ein Bild über die zu erwartenden Wassertiefen und dem Zustand der tiefsandigen Durchfahrt zu machen. Sehr konzentriert und mit relativ hoher Geschwindigkeit durchfährt er das Flussbett, um nicht stecken zu bleiben. Auf der anderen Seite angelangt finden wir ein offenes Landschaftsbild, mit wenig niederem Buschwerk vor. Nur vereinzelt stehen gigantische Baobabs wie Riesen dazwischen und Immer wieder hängen, wie Farbklekse orangefarbene, faustgroße Früchte einer Schlingpflanze in den Büschen. Die kurvige Piste endet und wir fahren in einen, schnurgeraden Korridor von fast undurchdringlichen, 3 – 4 Meter hohen Büschen.
Die sandige Piste wird teilweise so eng, dass wir gezwungen werden die Außenspiegel einzuk lappen, da wir sonst gefahrlaufen sie abzureißen. Nach ca. 10 km an einer „Straßenkreuzung“ biegen wir rechts nach Westen ab. Genauso wie eben, eine wie mit den Lineal gezogene Piste, allerdings ist wer Weg nach 50 Meter durch einen quer liegenden Baumstamm versperrt. Hindernisse wie diese sind nicht selten und kurz davor ist ein kleiner Weg, der anscheinend auch die Umfahrung ist. Der Fahrer fährt ab. Doch schon bald war kein durchkommen mehr mit dem großen Fahrzeug und er bricht ab. Nur jetzt ist das Problem – Wenden! Erst einige Meter rückwärts bis zu einer geeigneten Stelle, dann kompliziertes und zeitaufwendiges Ranggieren. Endlich geschafft und durch das Dickicht zurück auf den Hauptweg bis zur Kreuzung. Mein GPS sagt mir, dass beide andere Möglichkeiten in Sackgassen in kleinen Dörfern führen und es keine Alternativen gibt. Wir sind ratlos. Plötzlich ist ein Auto aus südlicher Richtung zu sehen und wir warten um zu fragen. Der freundliche Fahrer sagt uns, wir sollen noch einen halben Kilometer weiter fahren und dann scharf rechts abbiegen, das wäre der Weg. Und so war es dann auch. Wir kommen dann in ein sehr kleines Dorf. In der Dorfmitte war uns der Weg durch eine Barrikade versperrt und wir müssen halten. Sofort ist das Auto von Menschen umringt und der Fahrer öffnet das Fenster und spricht mit einem älteren Mann. Die Sache war bald klar; wir müssen Wege Zoll bezahlen um durch das Dorf fahren zu dürfen, 5 000 Ar (1,50 EUR).
Sofort kam mir in den Sinn, dass der Baumstamm vielleicht nicht zufällig über dem Hauptweg lag. Ich bezahlte, sie räumten das Hindernis aus dem Weg und nach 500 Metern waren wir wieder auf der Hauptpiste in Richtung Westen. Weitere langweilige 10 km in diesem Korridor folgten, bis wir dann in Küstennähe kommen. Große, fast baum- und buschfreie Flächen tun sich auf, die meist nur mit einer sehr niedrigen Pflanze (ähnlich wie Queller) in grünen, gelben und roten Tönen überdeckt sind.
Kleine, ja fast winzige Dörfer mehren sich wieder entlang der Piste und schon bald erreichen wir den Maharivo. Das Flussbett ist ausgetrocknet aber mindestens 250 m breit. Der Sand ist tief und die Fahrspur ist zum größten Teil mit Schilfgras ausgelegt, um ein Steckenbleiben zu verringern. Zügig durchfahren wir das Flussbett ohne Probleme, nur die Auffahrt am anderen Ufer war steil und holperig.
Jetzt sind wir nah der Küste und immer wieder finden sich seichte Flächen mit Tümpeln und Seen. Verschiedenen Arten von Reihern, Stelzenvögel und vielen Andere suchen darin nach Futter oder sitzen in den umliegenden Büschen und Bäumen.
Nach weiteren 25 km öffnet sich plötzlich eine riesige, kahle und in rotgelben Pastellfarben leuchtende Fläche wie eine Pfanne. An Horizont leuchten strahlend weiße Hügel – Salzberge, die Salinen von Belo sur Mer. Das befahren dieser Fläche ist nicht ungefährlich wegen des oft weichen Untergrunds sagt unser Fahrer und man muss wissen welchen Weg man (auch Jahreszeit abhängig) befahren kann. Er fährt auch deshalb auf einer kleineren Piste einen 1,5 km längeren Umweg am Rand entlang und nicht auf der Hauptpiste mitten durch diese Fläche.
Durch die Regenfälle vor noch nicht allzu langer Zeit ist der Untergrund noch nicht trocken und hart genug, um es riskieren zu können. Nun ist unser Ziel nicht mehr weit und um 15:30 Uhr durchfahren wir Belo sur Mer und knapp zwei Kilometer weiter südlich liegt dann unser Ziel: „Ecolodge du Manabe“.
Wir beziehen unser kleines Häuschen und werden auch gleich mit den Besonderheiten vertraut gemacht. Vor jedem Chalet steht eine grüne, isolierte Kiste mit einer Glasscheibe als Deckel. Darin befinden sich zwei schwarz gestrichene Aluminiumtöpfe mit Deckel und etwa je fünf Liter Fassungsvermögen. Ebenso ist noch ein Thermometer im Inneren angebracht, der 90 Grad anzeigt. Das ist unsere „Heißwasseranlage“ zum waschen und duschen. Über einen einstellbaren Reflektor wird das Sonnenlicht tagsüber ins Innere geleitet und heizt das in den Töpfen befindende Wasser auf, was auch, wie man am Thermometer sehen kann, super funktioniert. Fliesendes kaltes Wasser gibt es im Chalet.
Die Schatten werden schon länger, doch es ist noch Zeit etwas die Gegend zu erkunden und zu entspannen, bevor wir zum Essen gehen. Unten am Strand hat man einen herrlichen Blick über die Lagune. In der Mitte der Bucht sieht man farbig bemalte kleine Fischerboote am Strand, direkt vor dem kleinen Städtchen, liegen und ganz am Ende, erkenne ich große halbfertige Schiffsrümpfe; eine „Werft“. Hier werden noch mit einfachsten Hilfsmitteln traditionelle, große und seetüchtige Schiffe gezimmert die sogenannten Boutres. Das Wasser ist glasklar und für Schnorchler und Taucher ein Tipp. Das Korallenriff und die sieben vorgelagerten Inseln sind mittlerer weile Bestandteil des Kirindy-Mitea NP und lassen hoffen, dass diese einzigartige und schöne Gegend so erhalten bleibt. Es fängt an zu dämmern und wir erleben einen traumhaften Sonnenuntergang mit einem leckeren Cocktail an der offenen Strandbar unserer Unterkunft.
Bei Sonnenaufgang verlassen wir wieder Belo. Vor uns liegen 260 km, erst weiter ins Landesinnere bis Manja, dann südwestlich nach Morombe. Ich bevorzuge es immer so früh wie möglich zufahren, weil ich das weiche Licht zum fotografieren liebe und es sind auch wesentlich mehr Tiere zu sehen. Menschen sind auch schon oft vor Sonnenaufgang unterwegs zu Märkten um Gemüse, Früchte oder Essen zu verkaufen, was für mich immer gute Motive sind.
Nach etwa einer Stunde wechselt die sandige Piste in roten, harten Lehm. Vorsichtiges Fahren ist angebracht, da die immer kleiner und schlechter werdende Piste oft stark durch Erosion aus- oder weggespült ist. Viele Häuser in den Dörfern sind mit diesem roten Lehm verputzt und sie glühen regelrecht im orangen Sonnenschein. Auf etwa halber Strecke nach Manja durchfahren wir den seichten Lampaolo Fluss und folgen ihm auf westlicher Seite etwa 30 km. Immer wieder ist die Piste in Senken durch die Flussnähe und des noch hohen Grundwasserspiegels am Ende der Regenzeit überschwemmt. Viele kleine Siedlungen durchfahren wir und stoppen in einem Dorf für eine kurze Rast mit Kaffee und Mofo baolina oder Mofo gasy, süße, fettgebackene Bällchen. Wir sind natürlich eine Attraktion und sofort von neugierigen Menschen umgeben, weil Touristen hier eher selten sind und mit Sicherheit auch nicht an solchen einfachen und primitiven “ Gaststätte“ etwas essen und trinken. Gegenüber steht ein kleiner, sehr gut gezimmerter Tisch mit einer schönen und sauberen, gelben Tischdecke. Darauf stehen lauter kleinen Schachteln, auf denen einzelne Blister aufliegen. Erstaunt sehe ich, dass es Medikamente waren und vermutlich einzeln zum Verkauf angeboten werden. Pillen gegen Durchfall, Malaria, Schmerzmittel und verschiedene, auch in Europa bekannte Antibiotikums, liegen bei über 30 Grad offen auf dem Tisch und sind für jeden frei zu kaufen, ohne Rezept.
Es geht weiter über Manja, wo wir Mittagspause machen, bis zur Fähre am Mangoky Fluss; 130 km in knapp fünf Stunden reiner Fahrzeit. Die Piste ist oft sehr schlecht, hart und wir kommen kaum über einen Durchschnitt von 27 km/h. Immer wieder sind wieder vereinzelt große Baobabs zu sehen, doch ansonsten nicht übermäßig interessant. Die Fähre liegt zum Glück auf unserer Seite und es dauert auch nicht lange, bis die Besatzung, ein älterer Mann und ein paar Jungs, sich einfinden. Unser Fahrer redet einige Zeit mit dem „Kapitän“, der dann auf die Fähre geht und mit einer großen Plastikflasche zurück kommt. Er öffnet den Tank und zapft mit einem Schlauch einige Flaschen Diesel für die Fähre ab. Während dessen, kommen immer mehr Leute zum Anleger, die schon auf eine Mitfahrgelegenheit gewartet haben. Eine Frau in bunter Kleidung verkauft gebratene Fische und fragt nach einem Stück Seife und Kleidung. Ich hatte kleine Seifenstückchen von Hotels gesammelt, die ich ihr gerne überlasse und mit einem strahlenden Lächeln dankend entgegen genommen werden. Einer der Jungs schöpft noch mit einem Kanister Wasser aus den drei Rümpfen der Fähre, bevor wir sie befahren und schon geht es los.
Eine schwarze Wolkenfront verdunkelt Teilweise den Himmel die sich zum Glück von uns weg bewegt. Auf der anderen Seite fallen einzelne Sonnenstrahlen auf einen Hügel und lassen dort wachsende Baobabs, wie Wächter, in einem mystischen, gelblich weisen Licht erstrahlen. Wir haben noch 80 km vor uns. Erst müssen wir 30 km nordwestlich entlang am Westufer des Mangoke Fluss bis Ambahikily und dann nach Südwesten an die Küste. Die Landschaft ändert sich wieder nach und nach. Mächtige Baobabs anderer Art und Aussehen stehen erst vereinzelt, drohend wie mächtige Riesen in der Landschaft, bis es dann in richtige Wälder übergeht.
Meine Gedanken schweifen zurück zu der so bekannten „Baobab Allee“ und ich muss sagen, sie ist nichts im Vergleich hierzu. Ich bin Überwältigt und komme aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Wir sind spät dran und die Schatten werden schon länger, als wir uns Morombe nähern. Mehr und mehr sieht man große, saftig grüne Reisfelder im weichen Abendlicht .Wir sind zum Sonnenuntergang um wenige Minuten zu spät als wir in unserer Unterkunft in Chez Katja eintreffen. Aber wir genießen noch das herrliche Abendrot am Strand, bevor wir uns um Gepäck und Zimmer kümmern.