Bahnfahrt und Erlebnistour
Bis vor einigen Jahren hätten wir jedem Touristen, der einen Urlaub auf Madagaskar plant, unbedingt eine Tour mit dem Dschungel-Express empfohlen. Mittlerweile sind die Reisen mit dieser Eisenbahn aber zu einem derartigen Abenteuer geworden, dass wir es nicht mehr ruhigen Gewissens verantworten können, unseren Urlaubern einen solchen Trip zu empfehlen. Da wir jedoch wissen, dass Madagaskar als Urlaubsland vor allem viele Abenteurer und Erfahrungswillige anzieht, die nach Extremen und dem wirklich Außergewöhnlichen suchen, liegt es uns am Herzen auch die notwendigen Informationen rund um den Dschungel-Express zu liefern. Generell haben wir keine Angebote mehr im Gepäck, die eine Reise mit der madagassischen Eisenbahn standardmäßig anbieten. Tatsächlich wäre es aber durchaus denkbar, unsere Touren an die Ostküste zumindest teilweise so zu planen, dass einzelnen Streckenabschnitte mit dem Dschungel-Express zurückgelegt werden können. Damit Sie genau wissen, worauf Sie sich hierbei einlassen würden, haben wir die nachfolgenden Informationen zusammengestellt.
Vergangenheit und Gegenwart der madagassischen Eisenbahn
Die heute vielerorts auch als Dschungel-Express bekannte Eisenbahn führt von der madagassischen Stadt Fianarantsoa hinunter an die Ostküste nach Manakara. Manakara war einst der wichtigste Hafen auf der Insel Madagaskar und gleichzeitig größter Umschlagsplatz für Import- und Exportgüter. Viele der typischen Kolonialwaren wurden in Manakara auf Schiffe geladen und dann in die ganze Welt versendet. Doch die meisten dieser Waren stammten verständlicherweise nicht direkt aus Manakara, sondern häufig aus dem Inland, aus Dörfern und kleinen Siedlungen. In viele dieser kleinen Siedlungen führen auch heute noch keine Straßen hinein und die Menschen dort leben abgeschnitten von der Außenwelt. Die französischen Kolonialmächte entschieden sich dementsprechend dazu eine Eisenbahn zu bauen, um die wichtigen und kostbaren Waren aus dem madagassischen Hinterland nach Manakara bringen und von dort aus gewinnbringend in die Welt hinausschicken zu können. Das Projekt Eisenbahnbau zwischen 1926 und 1936 entwickelte sich zu einer gigantischen Meisterleistung, die leider viele Menschenleben forderte. Zu tausenden kamen die Arbeiter unter den widrigen Bedingungen und beim Bau der Schienen um. Doch das Ergebnis lohnte sich zumindest für die Kolonialherrscher, für die es nun ein Leichtes wurde, die kostbaren Waren schnell und sicher zu transportieren. Auch aus touristischer Sicht hält die Bahnstrecke einige ganze besondere Reize bereit und gehört wohl zu den landschaftlich beeindruckendsten Bahnlinien der Welt. Die Strecke führt durch den berühmten Bergnebelwald Madagaskars, über insgesamt 67 Brücken und durch ganze 48 Tunnel, wobei der längst von ihnen eine Strecke von mehr als einem Kilometer misst. Insgesamt umfassen die Bahnschienen eine Länge von 163 Kilometern, die Schienen stammen aus Deutschland, die Diesellok aus Frankreich und die Eisenbahnwaggons aus der Schweiz.
Die Eigenheiten des Dschungel-Express
Was einst eine angenehme und vor allem optisch beeindruckende Fahrt gewesen ist, entpuppt sich heute als unangenehmes Spektakel, bei dem alle Möglichkeiten offenstehen. Angefangen von den überaus unregelmäßigen Abfahrtszeiten, die heute kaum noch mit einer soliden Reiseplanung zu vereinbaren sind, bis hin zur Unregelmäßigkeit der durchgeführten Stopps sowie den insgesamt überaus bedenklichen Zustand der Eisenbahn bietet die Fahrt mit dem Dschungel-Express heutzutage grundsätzlich mehr Unannehmlichkeiten als alles andere. Zwar gibt es eine erste Klasse im Zug, allerdings haben die in Europa gültigen Richtlinien hier nur eine bedingte Tragkraft. Erste Klasse bedeutet in diesem Fall lediglich, dass reservierte Sitzplätze zu Beginn mit großer Wahrscheinlichkeit noch frei sind und dass nur sehr wenige Hühner und andere Tiere sich zum Fahrtbeginn in diesem Abteil befinden. Darüber hinaus haben Reisende in der ersten Klasse die Chance die „Toilette“ an Bord für bis zu zwei Stunden zu benutzen. Anschließend werden die Gerüche in der kleinen Kabine derart aufdringlich, dass hiervon nur noch abgeraten werden kann.
Grundsätzlich ist für die Strecke von Fianarantsoa nach Manakara eine Fahrtzeit von gut zehn Stunden geplant, diese kann in der Regel aber nicht eingehalten werden. Gerade bei den verschiedenen Zwischenstationen nimmt das Ein- und Ausladen von Gepäckstücken und Waren häufig so viel Zeit in Anspruch, dass für die komplette Strecke eine Reisezeit von bis zu 24 Stunden eingeplant werden muss – und das ohne vorhersehbare Zwischenstopps oder eine funktionierende Toilette an Bord. Die Türen in der Eisenbahn sind immer geöffnet, was vor allem in den schwül-warmen Regionen, die der Zug durchfährt, recht angenehm ist, auch wenn sich die Eisenbahn nur mit maximal 15 Kilometern pro Stunde vorwärts bewegt. Die vielen negativen Erfahrungen, die sich während einer Reise im Dschungel-Express aufdrängen können, werden in gewisser Hinsicht aber auch wieder wettgemacht: Die Fahrt bietet ein spektakuläres visuelles Schauspiel aus sich verändernden Landschaften und atemberaubenden Naturschönheiten.
Die Menschen, die Ihnen auf der Fahrt begegnen werden, stammen aus unterschiedlichsten Regionen und kulturellen Hintergründen, denn gerade in den kleinen Dörfern besitzen die einzelnen Stämme ganz eigene Traditionen und Bräuche. Wenn Sie sich trotz aller Widrigkeiten oder vielleicht sogar gerade wegen der zahlreichen Unwägbarkeiten für eine Tour im Dschungel-Express interessieren sollten, können wir für Sie gern eine entsprechende Fahrt organisieren. Tatsächlich empfehlen wir Ihnen für eine Fahrt nach Manakara aber lieber unsere Individualreise von Antananarivo nach Tulear mit Zwischenstation in Manakara. Auch auf dieser Reise können Sie erstaunlich beeindruckende Aussichten auf die bestechend schöne Landschaft Madagaskars werfen und genießen aber deutlich mehr Komfort und ein größeres Maß an Sicherheit. Sprechen Sie uns gern für weitere Informationen an.