Betafo – eine authentische Wanderung auf dem Hochland
Ich gestehe, die wenigsten Gäste haben vor ihrer Ankunft auf dem Hochland von Madagaskar keine Ahnung welche Bedeutung der Reisanbau hat und welcher Einfluss die Reiskultur auf die Landschaftsgestaltung hat.
Über Generationen hinweg sind die Terrassen mit einem schmalen Spaten (Angady) bearbeitet worden und sie haben die Landschaft bis hoch auf die Vulkankegel gestaltet. Die Hochebenen sind voller üppiger Reisfelder, oft in Terrassen angeordnet, wirken die Farben der Felder zur Erntezeit fast künstlich.
Rund um Betafo (dort wo es viele Dächer gibt), einer Stadt der Geschichte in der Nähe von Antsirabe, bietet die Landschaft zwischen Reisfeldern und Wasserfällen ein außergewöhnliches Panorama. Das Wandern durch die Felder ist die Garantie für eine sanfte Entdeckung des Lebens auf dem Land, die durch die Stille des Ortes und den Zauber des Lächelns herbeigeführt wird.
Wenn es immer ein großes Vergnügen ist, etwas selbst zu entdecken, ist es ein unschätzbares Geschenk, den Rat von Freunden zu befolgen, die dort leben und Ihren Geschmack kennen. Diese Wanderung ist in keinem Reiseführer beschrieben und es gibt auch keine Anweisungen der Beschilderungen dazu.
Nur jemand der diese abseits der Touristenrouten gelegenen Orte gut kennt kann Gäste in diese vom Menschen geformte Ecke der Natur führen.
Eine mit dem Spaten gestochene Landschaft
Nach einer 22 km Fahrt nach Westen und ein paar Kilometern Piste die man entlang fahren muss, landet man direkt im Herzen der Reisfelder, in einer sanft hügeligen Landschaft.
An der Straße nach Morondava und dem Großen Westen, ist dieses typische Merinadorf einen Besuch wert.
Die Architektur von Betafo, repräsentativ für die Region des Hochlandes, besteht aus Arkaden und schmiede eisernen Verzierungen mit Backsteinbauten aus der Kolonialzeit.
Wie Antsirabe ist auch Betafo ein alter Kurort, der vom vulkanischen See Tatamarina überragt wird.
Die terrassenförmige Anordnung kündigt ein rustikales und komplexes Bewässerungssystem an, das das Ergebnis jahrhundertealten Know-hows ist.
Und jede Jahreszeit ist ideal, um die Reisfelder zu genießen, die sich auf dem Höhepunkt ihrer Schönheit befinden. Zu jeder Jahreszeit anders, im Winter vermischt sich Laterit rot mit allen möglichen Nuancen von grün. Gerste für das Bier, Erbsen und anderes Gemüse und im ewig langen Sommer sind die Reisfelder grün.
Das Ziel für diese Wanderung sind die Antafofo-Wasserfälle. Um dorthin zu gelangen, geht es kreuz und quer durch die Reisfelder.
Der Pfad ist auf den kleinen, erdigen Dämmen, die die Reisfelder begrenzen. Umgeben von ruhigen und fruchtbaren Wasserflächen und dem plätschern des Wassers in den Kanälen die diese Landschaft begrenzen geht die Wanderung weiter.
Die in das Vulkangestein gegrabenen Terrassen sind manchmal mit ernte reifem Reis gefüllt, manchmal nackt, in den unter Wasser stehenden Reisfeldern werden kleine Fische gezüchtet die dann bei der Reisernte gefangen und gegessen werden. Sogar ein paar harmlose Schlangen sind oft zu sehen.
Man muss sagen, dass die Komposition perfekt ist: ein leicht bewölkter Himmel, Reisfelder mit hellen Farbtönen, die von braun bis fast fluoreszierend grün reichen, leise grasende Zebus, das Lächeln der Feldarbeiter, ein paar Reiher, die in der Ferne fliegen .
Der Antafofo Wasserfall
Nach einer Stunde friedlichen Wanderns, aber immer noch darauf bedacht, den schmalen Landstreifen nicht zu verlassen, gelangen wir in ein Tal, das etwas steiler ist.
Die Terrassen werden schmaler, die Vegetation wird dichter und in der Ferne beginnt das Wasser auf der Suche nach seinem Weg zu rumpeln.
Sobald man sich dem Bach nähert, entdeckt man mit Staunen einen wunderschönen Wasserfall von etwa zwanzig Metern Höhe, eine sehr angenehme Frische nach diesem Spaziergang unter der Sonne der Hochebenen.
Am Fuße des Wasserfalls ruft mir ein natürliches Schwimmbecken zu, in das man mit Freude eintauchen kann. An den mit Farnen bewachsenen Steilwänden beobachtet man riesige Wurzeln die von der Klippe hinunter ins Wasser stürzen.
Ein idealer Abschluss der Wanderung: die Thermalbäder von Betafo
Genau so unbekannt sind auch die etwas rustikalen Thermalbäder die sich etwa 2 Kilometer westlich der Kleinstadt Betafo befinden.
Die Thermalbäder von Betafo, sind unter dem Namen Ranomafana (was warmes Wasser bedeutet und nichts mit dem gleichnamigen Ranomafana Nationalpark zu tun hat). Diese Thermalquellen sind in der ganzen Region bekannt aber für einen Besucher ohne Ortskenntnisse nicht zu finden.
Für einige wenige Ariarys werden den Amateuren kleine spartanische Kabinen angeboten, in denen sie es sich in einem Wasser mit therapeutischen Eigenschaften bequem machen und entspannen können.
Das Quellwasser ist an sich zu heiss, man muss Eimer mit kaltem Wasser anschaffen lassen um zu einer akzeptablen Wassertemperatur zu gelangen.
Dieser in Betafo und Umgebung verbrachte Tag zeigt, dass Madagaskar nicht nur ein Land mit fabelhaften Naturparks ist sondern dass es in den Kulissen der üblichen Reiserouten auch seh
hr viel zu entdecken und zu erleben gibt. Das Land bietet auch prächtige Landschaften, die der Mensch über Jahrhunderte hinweg geformt hat und die dazu einladen, mehr über seine Menschen, ihre Kultur und ihre Lebensweise zu erfahren.