Oft werde ich von unabhängigen & Abenteuerlustigen Selbstfahren angeschrieben die sehr enttäuscht sind wenn ich ihnen antworte dass es auf Madagaskar nicht üblich und vor allem sehr gefährlich ist ein Auto zu mieten und es selber zu fahren und dass ich generell sehr davon abrate.
Warum ich das abrate werde ich in dem folgenden Beitrag für alle die Interesse an diesem Thema haben erklären.
Selberfahren auf Madagaskar ist lange nicht so einfach wie in anderen Länder in Afrika.
Es ist an und für sich möglich, seit ein paar Jahren kann man einige Autovermieter finden die ihre Fahrzeuge auch ohne Fahrer ausleihen.
Man sollte aber schon folgende Punkte im Voraus wissen:
* Beim Mietvertrag genauestens alles aufschreiben, der unscheinbarste Kratzer kann nach der Zurückgabe des Fahrzeugs berechnet werden.
* Man braucht auf Madagaskar wesentlich mehr Papiere als in Europa und die Polizeikontrollen sind sehr häufig. Es darf nichts fehlen und die vorgeschriebene Ausrüstung muss komplette vorhanden sein (Feuerlöscher, Erste Hilfe Koffer mit präziser Ausrüstung).
* Ein Europäischer internationaler Führerschein ist gültig und die Kategorien sind identisch wie in Frankreich. Man kann bis zu 9 Sitzen und bis zu einen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen mit einem Autoführerschein fahren. Achtung bei großen Allradautos die oft für 10 Personen zugelassen sind, das kann bei Kontrollen Ärger geben weil man da einen Busführerschein benötigt auch wenn nur eine Person im Auto sitzt.
* Es gibt einen „TÜV“ auf Madagaskar (die Österreicher und Schweizer verzeihen mir sicher weil ich nicht weiß wie der „TÜV“ dort genannt wird). Erstaunlich wenn man allgemeinen Zustand der Fahrzeuge sieht, Nutzfahrzeuge müssen sogar alle 4 Monate zum Test. Es gibt ein Heft mit allen Einträgen und das sollte man haben und sehen ob das Auto den letzten TÜV bestanden hat und wann es wieder fällig ist.
* Das Auto ist versichert aber man sollte wissen das es nur ein Papier das man haben muss ist aber ohne jegliche Garantie von der Versicherung verbunden und das sollte man bitte gut beachten. Die eventuellen materiellen und körperlichen Schäden zahlt man selber auch wenn man „gut“ versichert ist!
Man kann auf Madagaskar selber fahren und solange es keinen Unfall gibt ist es ziemlich problemlos für erfahrene Selbstfahrer die Afrika und die dortigen Fahrbedingungen einigermaßen kennen.
Sehr wichtig: als Europäer ist man immer schuld auch wenn man sehr gut fährt und keineswegs an dem Unfall schuld ist, nichts getrunken hat (auch wenn der andere Stockbesoffen aber Madagasse ist). Wenn es körperliche Schäden oder Tote gibt kann man sich in kürzester Zeit im Gefängnis befinden und manchmal noch schlimmer…Ich hatte ja auch schon erwähnt das die Versicherung weder für die Schäden noch für die Verletzten/Toten aufkommt. Wer zahlt dann? Der Fahrer natürlich.
* Es ist sehr wichtig wenn man unbedingt selber fahren möchte französisch zu sprechen aber auch französisch reicht oft nicht aus, die meisten Madagassen sprechen eben nur Madagassisch. Mietvertrag, Polizeisperren, es gibt kein Navy und (fast) keine Verkehrsschilder man muss also öfters nach dem weg fragen können.
* In Antananarivo selber zu fahren ist nicht angeraten, total chaotischer Verkehr, keine Ampeln, fast keine Wegweiser, rücksichtsloseste Fahrt der anderen Verkehrsteilnehmer und hauptsächlich der Sammeltaxis (Taxi Be). Die chaotische Fahrweise ist für die ständigen Staus verantwortlich, die Autos fahren von allen Seiten gleichzeitig auf die Kreuzungen zu und blockieren diese wie selbstblockierende Pflastersteine. Die Abgase der oft qualmenden Fahrzeuge tragen zu einer hohen Umweltverschmutzung in der Stadt bei. Man sollte auch die Staus berücksichtigen wenn man wichtige Termine hat oder zum Flughafen fahren muss. Auch wenn man ein Auto gemietet hat ist es besser es in Sicherheit abzustellen und mit einem Taxi in die Stadt fahren.
* Es ist wichtig ein sehr gutes Auto zu haben, dabei muss man alles berücksichtigen. Äußerlich sind sie immer sehr sauber und glänzend, eine Panne irgendwo ohne Abschleppdienst und ohne Garage wenn man nicht mit den Leuten reden kann problematisch werden. Es gibt immer hilfsbereite Leute ohne Werkzeug und ohne Ersatzteile die auf Madagassische Art reparieren was manchmal nützlich und hilfreich ist und manchmal noch mehr Probleme und Schäden mit sich bringt. Man sollte nie ein Fahrzeug ohne Aufsicht bei einem Mechaniker oder in einer Garage lassen, weniger als eine Nacht sind nötig um einen Motor auszutauschen oder zumindest die Originalteile gegen Schrott-oder sehr minderwertige chinesische Ersatzteile auszutauschen.
* Ich hatte schon erwähnt das es fast keinen Abschleppdienst gibt (die wenigen die es gibt kommen aus Tana). Das gleiche gilt aber auch für Verletzte, es gibt aber auch keine Rettungswagen, keine Krankenwagen, keine Feuerwehr die bei Unfällen zu Hilfe kommen. Die Autofahrer und andere Verkehrsteilnehmer müssen die Verletzten bergen und in die nächstgelegenen Krankenhäuser fahren.
* Die weitaus gefährlichste Strecke ist Antananarivo nach Tamatave, ständiger Verkehr von LKW die von der Hafenstadt an der Ostküste von Madagaskar alles was importiert wird Tag und Nacht in die Hauptstadt fahren. Auf der RN7 sind die gefährlichsten Zonen in Tana, von Tana nach Antsirabe und von Ambositra nach Fianarantsoa.
Nachtfahren ist sehr gefährlich, unbedingt zu vermeiden. Die Tages Etappen müssen dementsprechend geplant werden. Auf einer Straße in gutem Zustand sollte man eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 50km/Stunde einplanen.
Die Straßen sind sehr schmal und die öffentliche Fahrzeuge meistens hoffnungslos überladen, in den Kurven können sie oft nur die Kurven „abschneiden“ und total links aus eine Biegung auftauchen sonst kippen sie (hauptsächlich mit den schmalen Mazda Minibussen) mit der hohen & schweren Ladung einfach um. * * Man sollte hier Autofahren wie man in Europa Motorrad fährt: man muss alles überblicken, ständig wachsam sein, die Fehler der anderen und die Gefahr Zonen Voraussehen. Die Straßen sind oft sehr schlecht instandgehalten und riesige Schlaglöcher, kaputte Brücken und andere „Fallen“ können der Grund zu Unfällen werden. Die Einfuhr von den beliebten Mercedes Sprinter ist auch für sehr viele Unfälle verantwortlich weil sie sehr viel schneller fahren können als die japanischen Minibusse.
* Oft sind Unfälle auf Brücken oder anderen Verengungen auf den Straßen obwohl kein Verkehr, ganz einfach weil beide Fahrzeuge gleichzeitig aufeinander losrasen ist, in ihrer Logik der kleinere dem größeren Fahrzeug die Priorität überlassen sollte. In einer etwas zivilisierteren variante hat das Fahrzeug Vorfahrt das zuerst dem anderen ein Zeichen mit dem Fernlicht gibt. Beim Überholen ist die Hupe sehr viel wichtiger als der Blinker. Das geht folgendermaßen wenn man zum Beispiel einen LKW überholen muss: kurz Hupen damit der Fahrer weiß das man überholen möchte und dann die Blinker des LKW beobachten wenn er noch welche hat). Rechts blinken bedeute man kann überholen und links bedeutet Gegenverkehr in Sicht oder der LKW muss selber nach links ausweichen.
* Hauptsächlich beim Durchqueren von Städten und Dörfern muss man sehr aufpassen, Kinder, Tiere, Fahrradfahrer, Rikschas, Busse können plötzlich auf der Straße sein. Nachts ist es total abzuraten, keine Beleuchtung der Straßen, der Fahrzeuge und der Manschen. Erfahrene Afrika Fahrer stellen den rechten Scheinwerfer so ein dass er nicht die Straße sondern den rechten Gehsteig beleuchtet.
* Es gibt sehr wenig geteerte Straßen und hauptsächlich während der Regenzeit können Klimatische Bedingungen ganze Teile von Madagaskar isolieren und die dort gebliebenen Fahrzeuge können nicht mehr weiterkommen bis die Straße oder die Brücke wieder repariert ist. Hauptsächlich bei Pistenfahrten ist es sehr wichtig was man zu welcher Jahreszeit unternehmen kann und was nicht.
* Auf schwierigen Pisten zu Fahren ist erstmals Saisonal bedingt. Man muss sehr gut ausgerüstete Allradfahrzeuge haben, ein Vierradantrieb ist noch lange keine Garantie dass man durchkommt. Toyota Landcruiser II sind meiner Meinung nach die Besten Fahrzeuge für Extrempisten, gefolgt von anderen Landcruiser und von Land Rover und Nissan Patrol. Man sollte solche Touren nie mit einem einzigen Auto unternehmen, am besten wäre ein 4X4 mit einem Ortskundigen Fahrer und die anderen zum selber fahren. Schnorchel sind auch kein Luxus hauptsächlich an der Ostküste oder zur Regenzeit.
* Zwischen November und April immer die Wettervorhersagen und die Zyklone berücksichtigen.
Ich hoffe das dieser Beitrag nützlich ist und vor allem vermeidet das ein Urlaub in einem der faszinierendsten Länder der Welt sich in einen Alptraum verwandelt, Madagaskar hat seine eigenen Regeln die sehr weit entfernt von der Europäischen Logik sind. Man muss sie kennen und verstehen und sich daran anpassen was fast unmöglich ist wenn man keine Anweisungen hat.
Für die hartgesottenen Afrikafahrer die trotzdem Interesse an solchen Erlebnissen und Abenteuern haben stehe ich gerne mit zusätzlichen und konkreteren Informationen zur Verfügung.